Die klassische Kommunikationspolitik beschäftigt sich zumeist nur mit einer eindeutigen Richtung. Diese eindeutig gerichtete Kommunikation verläuft eindeutig immer vom Unternehmen zu den Empfängern oder von einem Massenmedium zu einem Publikum. Die Kommunikationsumwelt hat sich durch Web 2.0 und soziale Medien in dieser Hinsicht stark verändert. Die Kommunikation läuft nun in mehrere Richtungen. Neben der bisherigen ‚ein Sender zu vielen Empfängern‘ Richtung gibt es die ‚viele Sender zu vielen Empfängern‘ und ‚viele Sender zu einem Empfänger‘ Varianten.

Das Aussenden von vielen Empfängern an viele Sender findet in der Welt der verbreiteten Portale sozialer Medien wie z.B. Facebook oder Xing statt, aber auch über Blogs und private Internetseiten. Diese diffuse Kommunikation ist nicht länger zentral zu steuern sondern entwickelt sich selbstständig weiter. Nachrichten verbreiten sich wie Feuer oder virale Organismen, indem andere Nutzer ihr Interesse daran signalisieren. Neben dieser passiven Verbreitung kann die Information auch aktiv geteilt werden. Dies zeichnet sich in einem Multiplikatoreffekt ab, der sowohl positiv als auch negativ wirken kann. Die Wirkung hängt dabei primär vom Inhalt der Nachricht ab, aber auch davon wer die Information teilt. Die Grenzen der Ausbreitung sind zu Beginn der Ausbreitung nicht absehbar, da die primären Multiplikatoren sehr stark die weitere Ausbreitung beeinflussen. Auch andere ähnlich gelagerte, neuere Nachrichten üben Einflüsse aus, die jedoch zu einer Verringerung der Ausbreitungswahrscheinlichkeit beitragen.

Die Nachrichtensendung vieler Sender an einen Empfänger erfolgt in Sozialen Medien primär über die Nachrichtenfunktionen. Der Sender erwartet hierbei eine Antwort vom Empfänger. Die Vielzahl von Nachrichten kann kleine oder unvorbereitete Kommunikationsabteilungen leicht überfordern, insbesondere da in den meisten dieser Portale eine Beantwortung direkt im Portal erfolgen muss. Wenige Ausnahmen von sozialen Netzwerken lassen eine zentrale Beantwortung über PlugIns oder spezielle Werkzeuge zu, die außerhalb des Portals liegen und somit in die Kommunikationsinfrastruktur eines Unternehmens eingebunden sein können. Passivität und keine Reaktion auf Anfragen können in sozialen Netzwerken selbst zu einer Nachricht werden, die sich in negativer Weise verbreitet.

Das soziale Phänomen der Verbreitung von subjektiven Eindrücken, die die eigentliche objektive Nachricht überlagern zeigt dabei neue Gefahren in der modernen Unternehmenskommunikation. Wie bereits in „Psychologie der Massen“ vor mehr als einem Jahrhundert dargestellt reagieren Menschenmassen tendenziell stets weniger intelligent und rational als einzelne Personen. In sozialen Netzwerken verhalten sich Menschen entsprechend wie Massen, nur mit dem Unterschied, dass diese Massen sich nicht länger physisch an einem Ort befinden müssen. Die Herausforderung dieser Kommunikation liegt in der Unkenntnis der Größe der Masse und der mangelnden Chance Reaktionen zu erkennen, bevor die sich weiter verbreitet haben. Die sogenannten „digital natives“ leben eine andere Kommunikation und einen intensiveren Umgang mit diesen neuen Arten der Kommunikation. Diese tiefe Kenntnis der Onlinewelt, die sich im stetigen Wandel befindet, wird für erfolgreiche Umsetzung der bewährten Offline-Techniken in Online-Plattformen umzusetzen.