Sie haben ein Unternehmen gerade neu gegründet oder ein neues Produkt entwickelt, welches Sie an den Markt bringen möchten, doch zu welchem  Preis kann ich es anbieten.  Im Neuproduktprozess ist in vielen Firmen oft die Preispolitik Streitpunkt zwischen Markt und Produktion. In den 70er Jahren erhielt das auf Sakurai zurückgehende System des „Genka Kikaku“ (Target-Costing) in japanischen Unternehmen Einzug. Neu an diesem System war, das der Ausgangspunkt der Kalkulation der Markt war, der durch diverse Analysemethoden ermittelt hat was ein Produkt eigentlich kosten darf (Target-Price). Jetzt war es relativ einfach die sog. „Allowable-Costs“ (Erlaubte Kosten) zu ermitteln in dem man die gewünschte Marge vom Target-Price abzieht.  Die Allowable- Costs bildeten dann die Kostenvorgabe für Produktion und Entwicklung. Sollten die Allowable-Costs  durch die Kostenkalkulation der Produktion+Entwicklung überschritten werden, so sind durch selbige Kosteneinsparpotentiale zu ermitteln.

Soweit zum grundsätzlichen System des Target-Costing. Neben dem oben erwähnten Preis gibt der Markt auch die entsprechende Produktspezifikation vor. Im Gegensatz zum klassischen Produktprozess ist es Aufgabe des Marktes und nicht der Entwicklungsabteilung die Produktspezifikationen zu definieren.  Der Entwicklungsabteilung kommt nur die Aufgabe zu die Machbarkeit der Anforderung „abzusegnen“ und sogenannte Drifting Costs auf Basis der vom Markt vorgegebenen Spezifikationen. Wie kann jetzt der Markt konkret an derartige Informationen gelangen, dass einfachste wäre eine Kundenbefragung durch zu führen, z.B. Was erwarten Sie von unserer Waschmaschine „Fleckenwegmacher“? Eine weitere Möglichkeit ist, ist falls vorhanden, die dokumentierten Serviceanfragen der Kunden zu durchforsten. Für KMU ist sicherlich eine Kundenbefragung die einfachste und  kostenschonendste Methode an die Produktanforderungen der Kunden zu gelangen. In Zeiten von Social Media Marketing ist auch die Plattform einer solchen Umfrage kostengünstig gestaltbar. Beispielsweise bietet Facebook eine Möglichkeit eine solche Umfrage zu gestalten, so Sie in Besitz einer eigenen Fanseite für Ihr Unternehmen sind. Dort können Sie Ihre „Fans“  zu einem Produkt befragen und die gegebenen Antworten auswerten. So gesehen braucht es keine großen und teuren Marketingagenturen um eine Marktbefragung durchzuführen, es genügt eine einfache Fanseite auf einem Social Media-Netzwerk.

Für viele aufmerksame Leser stellt sich, aufgrund des Blogzwecks die Frage, was hat das Ganze mit Controlling zu tun. Ich kann Ihnen versprechen sehr viel, den wir sind bisher nur den „halben Weg“ gegangen.  Nachdem die Anforderungen an das Produkt definiert sind und die Entwicklungsabteilung die Spezifikationen als „umsetzbar“ abgesegnet hat, müssen die kosten für die einzelnen Spezifikationen ermittelt werden. Hierbei ist natürlich die Abteilung Controlling der geeignete Ansprechpartner im Unternehmen, denn dort sollten die Kosteninformationen über  einzelne Fertigungsschritte zentral vorhanden sein. Eine gesteigerte Bedeutung erhält Controlling, wenn die von der Fertigung abgeschätzten Kosten, von den Allowable Cost des Marktes abweichen. Hier bekommt Controlling eine Beratungs- und Informationsfunktion um ggf. vorhandene Kosteneinsparungspotentiale zu identifizieren (Prozess: Cost Kaizen).

Weiterhin ist es für ein erfolgreiches Target Costing notwendig, dass Controlling eine ökonomisch geprägte Unternehmenskultur schafft. Denn bereits der Inovationsprozess muss ökonomischen Oberzielen gehorchen, das heißt im Idealfall Steigerung der Kosteneffizienz bei gleichzeitiger Steigerung des Kundennutzens. Daraus resultiert die Notwendigkeit bereits zu Beginn des Inovationsprozesses (Entscheidung über Umsetzung) ökonomische Ziele zu verfolgen. Mit anderen Worten die Wirkung auf Kosten und Erträge zu untersuchen. Das Diktat der ökonomischen Effizienz gilt für den ganzen Produktlebenszyklus genauso, wie für die Gesamteffizienz im Unternehmen.

Welche Vorteile haben Sie durch das Target Costing? In Zeiten immer „enger“ werdender Märkte ist eine Kostenorientierung zwingend, da im Zweifel der Preis das Entscheidungskriterium für den Kauf eines Produktes ist. Das Target Costing optimiert Ihre Kostenstruktur bereits vor der eigentlichen Investitionsentscheidung und sichert somit einen kosteneffizienten Fertigungs- und Entwicklungsprozess. Hinzu kommt das Sie mittels Target Costing die Marktbindung des Unternehmens erhöhen, da sie zunächst dem Markt die Fragestellen: Was erwartest du von dem Produkt und wie viel ist Dir die einzelne Komponente/Funktion wert? (z.B. Waschmaschine „Fleckenwegmacher“). Ein netter Nebeneffekt des Target Costing ist, das sie keine Produkte am Markt „vorbei“ entwickeln und somit kein Geld für unnötige Produktentwicklungen „verpulvern“, welche am Ende nicht vom Markt/Kunden nachgefragt werden. Somit sichern Sie durch ein erfolgreiches Target Costing einen kostenoptimalen Resscourceneinsatz in Ihrem Unternehmen. Zudem wird die Produktsteuerung mehr von strategischen Überlegungen geprägt (Was will der Markt?) und nicht von technischen Verbesserungsmöglichkeiten, welche evtl. vom Markt gar nicht gewünscht werden bzw. zu teuer sind. Final sollte ebenso beachtet werden, dass die Marktbindung und –nähe in Zeiten von Internetforen und Vergleichsportalen, nicht nur wegen Preisvergleichen, eine immer größere Bedeutung gewinnen.