In den letzter Zeit bekommt das Thema Greening bzw. Green Controlling eine immer größere strategische Bedeutung in Unternehmen. Deutlich wird das, an der Tatsache, dass Unternehmensleitungen eine nachhaltige Neuausrichtung des Unternehmens als kritischen Erfolgsfaktor sehen. Aus dieser Entwicklung ergeben sich veränderte und teilweise neue Aufgabenstellungen für alle Unternehmensbereiche, von der Entwicklung bis hin zum Controlling.

Doch warum die gestiegene strategische Bedeutung oder ist es nur eine „Modeerscheinung“? Um derartige Fragen zu beantworten, bedarf es eines Blickes auf die Stakeholder der Unternehmen. Stakeholder sind sämtliche Personen, Organisationen, Firmen die in irgendeiner Verbindung (auch indirekte) mit dem Unternehmen stehen. Es sind vorallem externe Personenkreise die Druck auf Unternehmen ausüben ihre Produktionsprozesse ökologischer zu gestallten. Einer der in diesem Zusammenhang bedeutendsten Stakeholder ist der Gesetzgeber, dieser achtet zunehmend auf nachhaltige, umweltschonendere Wertschöpfungsketten und bestraft Unternehmen welche sich einer „Modernisierung“ verweigern.  Dennoch ist auch die Geschäftsleitung an einer Ökologischen neu Ausrichtung interessiert, alleine schon aus Gründen der Unternehmenserhaltung. An erster Stelle ist hier sicherlich die Verbesserung der Unternehmensreputation zu nennen, da Unternehmen mit dem Sigel „ökologisch“ von der Allgemeinheit positiv wahrgenommen werden. Umgekehrt wird auch von der Allgemeinheit bzw. den Kunden der Druck auf Unternehmen erhöht ökologisch „verträgliche“ Produkte anzubieten. Unternehmensintern werden mit der nachhaltigen Ausrichtung der Wertschöpfungsketten, eher langfristige Ziele verfolgt, wie z.B. Kostenreduktion und Steigerung der Innovationsfähigkeit.

Was hat jetzt Controlling mit diesen auch als „Greening“ bezeichneten Vorgängen zu tun? Die Aufgabe ist eher eine Art Moderation der Neuausrichtung bzw. Effizienzüberwachung. Eine der Herausforderungen ist die Entwicklung neuer Kennzahlen zur Überwachung der neuen ökologischen Ziele. Insbesondere Kennzahlen die es ermöglichen den Innovationsprozess nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch Kritisch zu begleiten. Vor allem der ökonomische Teil der Aufgabe ist hinsichtlich der Akzeptanz in allen Unternehmensteilen schwierig umzusetzen. Da die ökologischen Ziele bzw. nachhaltige Ausrichtung der Wertschöpfungskette nur mittel- bis langfristig Erfolge versprechen, wogegen sie kurzfristig Geld kosten. Die Schwierigkeit besteht nun darin, den Entscheidungsträgern, Kapitalgebern und Mitarbeitern zu verdeutlichen, dass dies eigentlich Investitionen in den Fortbestand des Unternehmens bzw. der Arbeitsplätze sind. Mit anderen Worten es gilt für Controlling in allen Teilen des Unternehmens eine „ökologische Kultur“ zu schaffen. Wird dies mit Erfolg durchgeführt steigert, dass die Innovationsfähigkeit des Unternehmens und verhindert somit Stillstand. An dieser Stelle wird von Kritikern häufig das Argument angeführt „Warum soll etwas funktionierendes geändert werden?“. Der Grund für Innovation und Veränderung ist eigentlich relativ simpel, Stillstand ist gleichbedeutend mit Rückschritt. Beispiele finden sich sogar bei großen Aktiengesellschaften, wie z.B. Nokia. Nokia war bis Mitte der 2000er Jahre der führende Hersteller für Mobiltelefone. Mit Aufkommen der sogenannten Smartphones schwand die Marktstellung von Nokia Zusehens, da sie sich „weigerten“ Smartphones zu entwickeln. Ähnlich wie Nokia vom Markt „abgestraft“ wurde, könnte es Unternehmen gehen, die sich dem „Greening“ zukünftig verschließen. Die Sensibilisierung des Marktes für das Thema „Nachhaltigkeit“ ist in den letzten Jahren stark gestiegen, so werden Unternehmen mit nicht nachhaltigen Wertschöpfungsketten immer mehr mit „Nichtbeachtung“ bzw. sinkenden Umsätzen bestraft. Darüber hinaus wird der regulatorische und politische Druck (Anreizsysteme, Gesetzesänderungen, Abgabenerhöhungen) auf die Unternehmen zunehmend größer, sich dem Umweltthema zu stellen. Daraus ergeben sich für Unternehmen zwingende Investitionen und Projekte, die von Controlling zu begleiten sind. Ebenfalls besteht eine Aufgabe von Controlling frühzeitig auf die Notwendigkeit (ökonomische) einer Investition hinzuweisen um vorbereitende Maßnahmen (Marktsondierung etc.) einleiten zu können.

Zusammenfassend können die Aufgaben von Controlling im sog. Greening, oder das Green Controlling selbst, als sehr abstrakt beschrieben werden. Es gilt den schmalen Grat zwischen ökologisch-sozialer Verantwortung für die Allgemeinheit und ökonomischer Effizienz zu finden. Die Tatsache, dass derartige Investitionen eher mittel- langfristig Erfolge versprechen, ist für Controlling eher problematisch, da viele Mitarbeiter zunächst die kurzfristige Sinnhaftigkeit beleuchten und nicht die Zukunftsfähigkeit im Auge haben. Hier besteht seitens der Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit Controlling die Aufgabe, eine Vision bzw. „ökologische Unternehmenskultur“ zu schaffen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieser Wandlungsprozess hin zum „Grünen Unternehmen“ die Innovationsfähigkeit und damit die Zukunftsfähigkeit erhält bzw. fördert. „Greening“ und damit auch Green Controlling ist keine Modeerscheinung, es ist vielmehr notwendig, dass sich Unternehmen aus purem „Selbsterhaltungstrieb“ diesem Thema widmen sollten.