Im Beitrag wie Gründer zu Unternehmern werden wurde als eine mögliche Form der Fremdfinanzierung Crowdfunding genannt. In diesem Beitrag soll diese alternative Finanzierungsform näher erläutert werden.

Crowdfunding ist wie der Name schon andeutet die Finanzierung von Projekten oder Geschäftsideen durch viele kleine Investoren. Crowdfunding wird auf speziellen Internetplattformen angeboten und gehört zur Gruppe der alternativen Finanzierungsformen. Neben dem klassischen Crowdfunding kann das Crowdfunding noch in drei weitere Gruppen unterteilt werden, Crowdinvesting, Crowdlending und Spenden Crowdfunding. Häufig findet man in der Literatur auch die englischen Begriffe Reward Based Crowdfunding (klassisches Crowdfunding), Equity Based Crowdfunding (Crowdinvesting), Lending Based Crowdfunding (Crowdlending) und Donation Based Crowdfunding (Spenden Crowdfunding).

Klassisches Crowdfunding

Im klassischen Crowdfunding werden keine Gewinnbeteiligungen oder Darlehenszinsen bezahlt. Im Regelfall bekommen die Investoren eine Sachleistung für ihr finanzielles Engagement, beispielsweise eine Kopie des Endproduktes. Klassisches Crowdfunding kommt häufig bei Projekten von Erfindern oder Künstlern zum Einsatz.

Crowdinvesting

Von Crowdinvesting (Equity Based Crowdfunding) spricht man, wenn die Investoren festgelegte Gewinnanteile oder Anteile an der zu gründenden Firma erhalten. Diese Form des Crowdfunding ist insbesondere bei StartUp’s verbreitet. In diesem Falle profitiert der Unternehmer von einem Eigeninteresse der Investoren am Unternehmenserfolg. Im Falle von nicht vorhersehbaren Schwierigkeiten sind Investoren eher bereit weitere Geldbeträge zur Verfügung zu stellen.

Crowdlending

Im Unterschied zum Crowdinvesting vergeben die Investoren beim Crowdlending (Lending Based Crowdfunding) über ein partiarisches Darlehen einen Kredit an den Projektinitiator. Ein partiarisches Darlehen gilt als Beteiligungsfinanzierung im Sinne des §488 BGB. Es ist dadurch gekennzeichnet, das der Investor i.d.R. nur eine Gewinn- oder Umsatzbeteiligung (Verlustbeteiligung ist ausgeschlossen) als Entgelt für die Darlehensüberlassung bekommt. Crowdlending hat für Unternehmer den Vorteil, dass die Investoren keine Entscheidungskompetenzen innerhalb des Unternehmens bekommen und somit nur einen begrenzten Einfluss auf die Unternehmensentwicklung haben. Als Ausgleich für das fehlende Mitspracherecht ist zu erwarten, dass die Investoren einen Ausgleich in Form einer höheren Gewinn- oder Umsatzbeteiligung fordern.

Spendenfinanziertes Crowdfunding

Das spendenfinanzierte Crowdfunding (Donation Based Crowdfunding) findet seinen Einsatz im Rahmen wohltätiger oder gemeinnütziger Projekte. In dieser Form des Crowdfunding handeln Investoren hauptsächlich aus Enthusiasmus.

Crowdfunding in der Praxis

Welche Form des Crowdfunding für ein Unternehmen interessant ist hängt zum einen von der individuellen Einstellung und Situation des Unternehmens ab. Eines ist jedoch deutlich im Falle von künstlerischen, gemeinnützigen und wohltätigen Projekten scheiden die Formen Crowdinvesting und Crowdlending aus. Ähnliches gilt für StartUp’s, hier ist normalerweise nicht damit zu rechnen, dass sie für das Donation Based Crowdfunding in Frage kommen.

Rein wirtschaftlich betrachtet ist Crowdfunding sowohl für Projekte als auch für Unternehmer eine interessante Sache, da Crowdfunding die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens deutlich verbessern kann. Am deutlichsten wird das im Rahmen des Crowdinvesting, da die Investoren dort Gewinn- oder Unternehmensanteile erhalten und im Gegenzug das Unternehmen mit Eigenkapital versorgen. Aus dieser Tatsache ergeben sich zwei Effekte, zum einen wird die Bilanzoptik verbessert (mehr Eigenkapital durch Beteiligungen). Zum anderen haben Investoren ein ureigenes Interesse an einem funktionierenden Investmentobjekt, da sie über Beteiligungen am Projekt- bzw. Unter-nehmenserfolg ihre Investments amortisieren. In diesem Zusammenhang muss jedoch zwischen Gewinnbeteiligung und Unternehmensbeteiligung differenziert werden.
Die Gewinnbeteiligung fungiert als eine Art Zinssatz, ähnlich wie bei einem Kredit, wohingegen die Unternehmens-beteiligung einen Eigenkapitalcharakter hat. Hinzu kommt der Vorteil, dass die Unternehmensbeteiligung des Investors i.d.R. als stille Beteiligung erfolgt.
Da im Crowdfunding viele kleine Investoren (Crowd = Schwarm) das Unternehmen finanzieren, ist selbiges nicht von einem Investor abhängig. Mit anderen Worten sollte ein Investor ausfallen, ist der finanzielle Schaden für das Unternehmen überschaubar und kann eventuell durch die verbliebenen Investoren abgefangen werden.
Aufgrund dessen, dass der Markt an Risikokapital in Deutschland schwach ausgeprägt ist, bietet das Crowdfunding eine Möglichkeit Investitionen im kleinen bis mittleren sechsstelligen Bereich darzustellen. Insbesondere dann, wenn sich die Verhandlungen mit Banken als schwierig erweisen.
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass Crowdfunding unter gewissen Umständen eine sinnvolle alternative Finanzierungsform ist. Insbesondere wenn mögliche Kreditlinien durch Banken nicht gewährt werden bzw. nur zu überhöhten Konditionen.